Sie beschreibt, dass Entscheidungsträger:innen nun anerkennen würde, dass die Form und die Dimension der Dekarbonisierung des Wirtschaftskreislaufs und der konsequente Schutz der Natur und der Ressourcen oder die Wiederherstellung der Ökosysteme von einer Qualität sui generis sind; von einer überschwänglichen Dringlichkeit auf der Zeitachse, von einer Einzigartigkeit auf der Handlungsachse.
Ringler erzählt schließlich von vier Durchbrüchen, die relativ unbemerkt im Juli und August 2022 auf beiden Seiten des Atlantiks passiert sind:
• Die Generalversammlung der Vereinten Nationen stimmte am 28. Juli 2022 mit überwältigender Mehrheit dafür, die Fähigkeit, in einer „sauberen, gesunden und nachhaltigen Umwelt“ zu leben, zu einem allgemeinen Menschenrecht zu erklären.
• Josep Borrell, der Hohe Vertreter der EU für Außenpolitik, kündigte die Eröffnung eines EU-Büros in San Francisco an, um die „digitale Diplomatie“ der EU zu stärken. Das Büro in der Nähe des Silicon Valley soll dabei helfen, die potenziellen regulatorischen Anforderungen und Folgen der Tech-Wirtschaft frühzeitig zu erkennen. Die Bedeutung für die Klimadiplomatie? Der Schritt zeigt, dass die EU-Diplomatie nun bereit ist, die bisher überwiegend von Staat zu Staat betriebene Diplomatie um eine thematische Diplomatie zu erweitern. So kann die digitale Diplomatie als möglicher Vorläufer für eine mutige EU-Klimadiplomatie von morgen dienen.
• Im US-Kongress hat der demokratische Senator Joe Manchin aus Virgina Ende Juli seinen Widerstand gegen das milliardenschwere Klimapaket von US-Präsident Biden aufgegeben. Das Paket sieht vor, dass bis 2030 fast 400 Milliarden Dollar für die Energiewende und andere Klimaschutzmaßnahmen ausgegeben werden.
• Ende Juli veröffentlichte Rajiv J. Shah, der Vorsitzende der Rockefeller Foundation, die neue Strategie der Stiftung und schrieb: „Die Stiftung wird das Klima in den Vordergrund unserer programmatischen, operativen und Investitionsstrategien stellen“. Dieser Schritt ist höchst symbolträchtig, da er von einer der größten Stiftungen der USA kommt, die von dem Ölmagnaten John D. Rockefeller Sr. gegründet wurde und durch die Ölförderung zu Reichtum gekommen war.
Ringler kommt zu dem Schluss, dass diese vier Ereignisse kleine, aber wesentliche Schritte im historischen und weltpolitischen Kontext sind: „Sie sind alle konkret. Sie erinnern an die Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit. Vor allem aber sind sie das Ergebnis eines aktiven Kampfes innerhalb von Organisationen und Gruppen. Die vier Entscheidungen verdeutlichen, wie unverzichtbar das entschlossene, professionelle und detaillierte Aushandeln von Konflikten bleibt, wie lohnend das beharrliche Bohren dicker Bretter gegenüber Führungsebenen, Gremien und Ausschüssen ist.“ Die vier Durchbrüche, so Ringler, lenken damit die Aufmerksamkeit auf die Tausenden von „Intrapreneuren“, also die zupackenden Vordenker in bestehenden Strukturen, ob in Politik und Verwaltung, in der Privatwirtschaft oder in der Zivilgesellschaft. Und in diesem Fokus sieht Verena eine schöne „Ouvertüre für das Europäische Forum Alpbach“, das jedes Jahr im August Hunderte von Gestalter:innen und Macher:innen in den österreichischen Alpen zusammenbringt.